Dachlukenkind von Marion Krüger
Fast hätte ich das Debütbuch von Marion Krüger nach den ersten Seiten aus der Hand gelegt. Hatte ich mich vergriffen? Geschildert werden Reiseberichte. Der Klappentext des Buches verspricht eine berührende Lebensgeschichte. Das Staunen über ein malerisches Genf mit dem Viertel im Hundertwasserstil erklärt erst später die Kindheitswünsche einer Frau, die nie Kind sein durfte. Ab der magischen Seite fünfzehn fesselt das autobiografische Buch seine Leser. Die Autorin zeichnet das Leben der ältesten Schwester von fünf Geschwisterkindern zwischen einer alkoholsüchtigen Mutter, ihren wechselnden Männerbekanntschaften und dem Alltag als Ersatzmami. Selbst gefährdet und ausgegrenzt beschützt sie aufopfernd Brüder und Schwestern. Sie versorgt sie und kämpft mit ihnen um die alkoholkranke Mutter. Erst viel später während einer Therapie erfährt sie das dunkle Geheimnis ihres Bruders. Ihr Lebensziel zersplittert wie eine Glasscheibe nach einem Steinschlag. Die Protagonistin kämpft weiter, doch die Erinnerungen der vergangenen Jahre liefern unfassbare Erinnerungen aus dem Unbewussten. Das Buch erzählt daneben zärtlich die Geschichte einer großen Liebe, die wie Sonnenstrahlen die kalte Vergangenheit belebt und den Verlust geliebter Menschen lindert. So ist dieses Buch ein Zeugnis über eine Familie, die ihren Kindern nie Schutz bot und die Tür für Ängste sowie Krankheiten aufstieß, die scheinbar nicht einzudämmen waren. Das Buch legte ich bis zum Schluss nicht aus der Hand und so hoffe ich als Leser darauf, dass Marion Krüger das Schreiben fortsetzt, denn dieses Buch ermutigt uns, Probleme zu lösen und niemals die Augen zu verschließen, zu kämpfen und zu gewinnen, damit aus Dachluken mannshohe Fenster werden, die hoffnungsvoll einen Blick in die Zukunft öffnen und einladen zur Reise in die innere Welt.
Karlchen
Das Buch erschien unter ISBN 978-3937973-85-2