Eine einzigartige Welt öffnet Henry Steinert uns mit seinem Buch. Er bittet uns in seinen Lebensraum, in dem er überlebte. Behindert und verlassen wuchs er in verschiedenen Heimen auf. Erschütternd ehrlich öffnet er sich uns nun voller Vertrauen. Das ist eine Einladung.
Textauszug:
Ich schreie. Noch kann mich keiner hören, weil ich im Bauch meiner Mutter bin. Ich will endlich raus.
Wenn ich raus bin, so schreie ich, weil ich nicht von meinen Eltern getrennt werden möchte. Keiner nimmt mich ernst, weil ich noch nicht sprechen kann. Mein Sprechen würde mir auch gar nichts nützten, weil es mir schwer fällt, Worte verständlich herauszubringen. Ich kann nie das ausdrücken, was ich sagen will.
Also schreie ich wieder. Noch schreie ich ohne Schmerzen.
Ich schreie nicht nur, wenn mein Körper, sondern meist, wenn mir meine Seele weh tut.
Ich werde beim Singen schreien, weil ich immer nur die Lieder singe, die ich so schön laut singen kann.
Ich schreie, wenn ich Angst habe. Dabei bin ich nicht immer in Gefahr.
Ich schreie, weil es die einzige Sprache ist, um zu sagen, was ich möchte und was nicht.
Somit bin ich ein Fall für den Nervenarzt.
Das wird in meinem Leben immer so bleiben.
Wenn ich tot bin, so wird mein Schreien verstummen.
