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Karower Gesänge (Artikelnummer: ISBN 978-3-942401-37-1)

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Eine Hommage an Karow in lyrischen Texten von Luise Winkelmann und Collagen von Erhard Holley

Vor zehn Jahren überraschte Luise Winkelmann ihre Bewunderer mit einem Gedichtband. "Das zweite Gesicht" zeigt eine Malerin, die zu sprachlichen Mitteln griff. Unterstützt mit Arbeiten ihres Freundes, dem Künstler Erhard Holley, gelang der Aufbruch der Achtzigjährigen in die Literatur. Bemerkenswert. Seither schreibt und malt sie. Ihre Themen kommen leichtfüßig und schwermütig daher, drängen sich der Malerin in den Tag. Dankbar nimmt sie die Herausforderung an. Immer wieder. Sie spürt, jeder Augenblick, den sie genießen kann, ist kostbar. Die Arbeit mit Pinsel und Stift lässt sie ansetzen zum Flug in eine Welt, deren Mittelpunkt ihr Herz ist. Es schlägt aufgeregt und sucht Welten, in denen andere Herzen den Rhythmus angeben, nach Gesetzen, die im Makro- wie im Mikrokosmos gelten. Wenn ein Stern erlischt, dann bleibt er doch im All. Wenn ein Baum stirbt, leben andere Bäume von seiner Kraft.
Der Sternenwald nimmt alle auf. Aus welchem Kosmos oder Biotop sie auch kommen.
Mit den Jahren wächst die Gewissheit, Leben heißt auch Abschiednehmen.
Zwischen dem Kommen und Vergehen neigen Menschen dazu, sentimental zu werden. Oder glauben, sich mit Pathos schützen zu können.
Mit dem Wanderer, der Karow entdeckt, schafft Luise Winkelmann die Gratwanderung. Verehren, was in vergangenen Jahren geschafft wurde und hinterfragen, welchen Bestand Gegenwärtiges haben wird. Wir sehnen uns nach Beständigkeit.
Leben durchpulst die Stunden. Karow schmückt sich mit farbenfrohen Bändern und blanken Blasinstrumenten. Aufgeputzte Wagen rollen durchs Dorf, Chöre durchdringen ehrwürdige Mauern. Luise Winkelmann lässt den gefiederten Himmel jubeln. Das flache Land hebt sich ihm entgegen. Hommage an Karow. Erhard Holley ist mittendrin. Seine Collagen erzählen Geschichten. Das Auge erwandert die Schichten des Vergessens. Es entdeckt Zeugen aus Stein, alte Schriften, Leben und Blut, Blühen und Mühen. Tier, Mensch, Land und Himmel. Lebensfreude und Mühsal des Lebens. Der Künstler Erhard Holley verdichtet. Seine Bilder leben von Grundmotiven, Anspielungen, Sinnlichem, Mythen und Allegorien. Farben der Lust und Duft des Himmels verströmen sich.
Ein Künstler von Format, ein liebenswerter Mensch, sagt Luise Winkelmann, mein Freund, Freund meiner Seele.
Wir verstehen uns. Ein einziger Satz aus drei Worten von ihr. Sie bleiben auch wiederholt nur drei Worte. Unmissverständlich macht sie auf diese Weise das Besondere ihrer Beziehung klar. Damit auch die liebevolle Beziehung zu Karow.
Luise Winkelmann erlebte Generationen zwischen Aufbau und Zerstörung, verführt und verirrt. Aber immer in Bewegung. Manches wird von Luise Winkelmann verklärt. Anderes zeichnet sie scharfsichtig und macht damit Vorgänge durchsichtig. Sie ist in den Jahren, in denen Gedanken an ein Ende nicht verdrängt werden können. Sie sieht das Ende und durchschaut das Treiben.
Die Karower Gesänge lassen Menschen, die sich auf diesem kleinen Flecken Land im Fiener Bruch um ihr Auskommen mühten, vor unseren Augen aufblühen. Wir Wanderer verweilen, wollen verstehen und staunen.

Dorothea Iser

Textauszug:

Angelockt vom Turm der Kirche
verharrt der Wanderer
atmet Geschichte
spürt einen Hauch Ewigkeit
große Taten der Alten
in den Gesängen
von Gottesmacht und Herrlichkeit
Fiener Bruch
Land endloser Weite
Lust und Leiden
seiner Menschen
die Glocken des Turmes
künden es laut

Senkt sich die weiße Decke übers Land
bei Wärme und Geborgenheit
lässt sichs gut warten
ertragen Schutz und Schirm
der kalten Zeit
gleiches Recht für Karows Erben
im Dorf Glück und Sicherheit
alt und jung gemeinsam singen
geh vorbei oh Winterleid

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